Statement zum Antrag im Stadtrat München

Statement zum Antrag im Stadtrat München

Kollektivis e.V. begrüßt den Antrag von den Grünen im Stadtrat, der nun auch parteiübergreifend Zuspruch erhält. Als ein Bündnis von mehreren Kollektiven erhofft sich Kollektivis e.V. eine rasche Umsetzung des Antrags und direkte Beteiligung der Kollektivszene an der Ausarbeitung.


Seit bereits 4 Jahren bemühen sich die Münchner Kollektive mit den Bündnissen Freiräumen und Mehr Lärm für München Raves zu entkriminalisieren und Räume zu schaffen.

Durch Großdemonstrationen wie dem von Freiräumen am 05.06.2021 oder der Krachparade organisiert durch Mehr Lärm für München machte die Kollektivbewegung auf die Problematik aufmerksam. Einerseits sind nicht-kommerzielle Open Air Veranstaltungen dank den bürokratischen Hürden und kommerziellen Anforderungen der Stadt von Kollektiven nicht umsetzbar, andererseits fehlt in der Landeshauptstadt München auch Räume und Freiflächen, wo sich die Subkultur frei entfalten kann. Während der Pandemie ist die Kollektivszene massiv gewachsen, sodass man im Großraum München von mindestens 40 verschiedenen Kollektiven ausgehen kann. 

Die unzähligen Polizeieinsätze in den vergangenen Jahren zeigen auf, wie dringend der Bedarf nach Raum für Kultur ist. „Die Frage ist, was passiert, wenn es keine gibt?“, sagt Roshan Hewage vom Ravescape Kollektiv. „Die Antwort kennen wir aus 4-jähriger Outdoor Rave Erfahrung: Jugendliche gehen auf illegale Veranstaltungen unter Brücken, in Wäldern oder anderen zum Teil gefährlichen und einsturzgefährdeten Gebäuden. Es gibt keine Security’s, keine sanitären Anlagen und der Kontakt zu Drogen ist sehr nah. Wenn Menschen der Raum zur kulturellen Entfaltung genommen wird, suchen sie sich den Freiraum selbst. Die Frage ist dann nur, kann die Stadt sie dort dann noch beschützen und was sind die Konsequenzen?“

Haben Träume, brauchen Räume!

In München fehlen Lärmzonen: Flächen, auf der Kollektive nicht-kommerzielle Raves organisieren können, ohne die Anwohner*innen um ihre Ruhe zu bringen. “Wir fordern Freiflächen und Räume, um unseren Teil zur Gesellschaft beizutragen und Kollektiven die Teilhabe am Stadtleben zu ermöglichen. Zudem bitten wir die Stadtverwaltung die Kollektive und ihre Initiativen an möglichen Konzepten aktiv mitwirken zu lassen“, führt Abdullah Khan vom Kollektiv Bushbash und Vorstand des Vereins Kollektivis e.V. an.

Das Mindset der jungen Generation bezüglich des Nachtlebens und Feierns hat sich über die Zeit der Pandemie wesentlich verändert: “Wir feiern gerne frei, weil wir dies aus Überzeugung tun. Es ist ein ganz anderes Gefühl als in einen Club zu gehen, dem Alltagsleben zu entfliehen und in der Natur seinen Emotionen freien Lauf zu lassen“, berichtet ein Jugendlicher, der nicht erkannt werden möchte. 

Durch die Kriminalisierung von Outdoor Raves ist es schwierig, bei solchen Events einen sicheren Rahmen zu bieten. Diskriminierungen, sexuelle Belästigungen, Social Profiling und rassistische Äußerungen sind im Nachtleben zur Normalität geworden. Hinzu kommt, dass der Kontakt zu Drogen auf den illegalen Raves sehr nah ist. 

Um mit diesen Problemen einen guten Umgang zu finden, erleben wir in der Szene die Bereitschaft, sich mit den Themen Awareness und Safer Use zu beschäftigen. Hier sollte die Stadt die Kollektive unterstützen und fördern. Viele Kollektive haben sich bereits zusammengeschlossen, um Awareness- und Sicherheitskonzepte auszuarbeiten, Workshops zu organisieren und sich mit Awareness Teams aus Berlin und Wien auszutauschen. 

Neben den DJs, Lichtshows und Visual Artists sind auch die Awareness Teams Teil der Kollektive und kreieren so als Gemeinschaft einen sicheren und einzigartigen Ort für ihre Veranstaltungen. Die Motivation, sich in der Freizeit mit politischer Arbeit und Awareness zu beschäftigen, zeigt, wie wichtig es der jungen Generation ist, einen sicheren Raum zur freien Entfaltung zu haben. 

Im Rahmen des Freiraum Forums konnte Kollektivis e.V. allen Interessierten eine kostenlose Schulung für Awareness anbieten und ein Team von rund 30 Helfer*innen aufstellen.